ÖkoLinX-ARL: Über Martin Hohmann - Patrick Schenk - Wolfgang Hübner


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Ökologische Linke

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Jutta Ditfurth

Über Martin Hohmann - Patrick Schenk - Wolfgang Hübner:
Rechtsextremismus in der CDU und Antisemitismus im Römer

Eine Rede* mit Unterbrechungen in der Stadtverordnetenversammlung am 20. November 2003

Martin Hohmanns Weltbild, dem Patrick Schenk (CDU-Stadtverordneter) »nichts hinzuzufügen« hatte und das Wolfgang Hübner (BFF-Stadtverordneter) als »nicht antisemitisch« analysierte, ist ein umfassend rechtsextremes, antisemitisches Weltbild. Ein Weltbild, wie es eine ganze Strömung innerhalb der CDU vertritt und wie es seit Jahren von Martin Hohmann nachlesbar propagiert wird.

Hohmann hetzte am Anfang seiner Rede, viel zu wenig beachtet, weil längst gesellschaftlicher mainstream, gegen Sozialhilfeempfänger und nannte sie »Schmarotzer«.

Der fanatische rechtsradikale Christ und aggressive »Lebensschützer« will Frauen zwingen, zu gebären. Als

»unausgeschöpftes Sparpotential«

verlangt er ein

»Ende der Abtreibung auf Krankenschein«,

für ihn ein Ausweg aus der demografischen Katastrophe. Aus christlicher Sicht gäbe es nur

»gottgewolltes Leben« von Anfang an.1

Es fehlt Hohmann, dem ehemaligen Kriminaloberrat beim BKA, Abteilung Terrorismus, auch nicht der zu einem inhumanen Weltbild passende Schwulenhass. Als das britische Oberhaus homosexuellen Paaren die Adoption erlaubte, und nicht nur zu diesem Anlass, schrie Hohmann: Das sei eine

»Denaturierung des Leitbildes der Familie«.2

Es ginge um den

»Fortbestand der unter Geburtendefizit leidenden Völker der Nordhalbkugel.«

Es gälte

»dem organisierten Gruppenegoismus der Homosexuellenlobby unzweideutig«

entgegenzutreten, nur so dienten christliche Politiker

»dem langfristigen Nutzen ihrer Völker«.3

Homosexuelle sind für Hohmann

»das größte Problem der deutschen Gesellschaft«

verantwortlich für den Bevölkerungsrückgang, jenes

»von Menschen verursachte Siechtum«.4

Aber, sagt Hohmann, den widernatürlichen Schwulen steht

»jederzeit die Umkehr zu einem Leben nach Gottes Gebot offen.«5

Hohmann bezieht sich in jener Rede, in der Schenk und Hübner keinen Antisemitismus entdecken wollen, explizit auf zentrale antisemitische Machwerke wie Henry Fords Buch »The International Jew« (1920). Ford übernimmt darin Teile des widerwärtigsten antisemitischen Machwerks Die Protokolle der Weisen von Zion, eine Fälschung des zaristischen Geheimdienste Ochrana. Zentrale Aussage von Ford: Die Juden wollen die Weltherrschaft an sich reißen, haben sich hierfür in Geheimbünden zusammengerottet, wollen die Kontrolle der Weltwirtschaft vor allem der Geldwährung. Ford bewunderte Hitler. 1938 nahm er den Orden »Adlerschild des Deutschen Reiches« entgegen. 6

Hohmann sprach bereits im Juni 2001 vom »überproportionalen Einfluß« der Juden in den USA. 7

Die genauen Prozentsätze der Beteiligung von Juden an der »bolschewistischen Weltverschwörung« entnahm Hohmann für seine Rede vom 3. Oktober 2003 einem Buch des rechtsextremen Autors Johannes Rogalla von Bieberstein, für das ein begeisterter Ernst Nolte das Vorwort geschrieben hat.

Hohmanns zentrale These: »Die Juden« sind ein von »den Deutschen« zu unterscheidendes eigenes »Volk«, eine Ethnie, dahinter lauert: eine eigene Rasse. Eine rassistische Konstruktion. Nicht nur, weil es menschliche Rassen nicht gibt, denn schon die Aufteilung von Menschen in Rassen ist eine rassistische Konstruktion.

Ein Jude ist ein Jude ist ein Jude sagt Hohmann:

»An der Spitze der bolschewistischen sogenannten Gottlosen-Bewegung stand ausgerechnet Trotzki. Er leugnete damals sein Judentum  [Hervorhbg. J.D.],wurde aber von den Russen und weltweit als Jude wahrgenommen.«8

Nach seiner Rede und erster Entschuldigung setzte Hohmann in »Frontal 21« (ZDF) noch eins drauf: Die »Beteiligung des jüdischen Volkes an der bolschewistischen Revolution 1917« sei ein »dunkler Fleck«.9

In seiner vermeintlichen Entschuldigung beharrt Hohmann auf dem Antisemitismus. Er kommt mit der dümmsten Ausrede: Er habe die Juden

»in ihren Gefühlen« nicht »verletzen« wollen.10

Der Antisemit will antisemitisch sein dürfen, ohne dass sein Opfer verletzt sein soll. Fast wörtlich so heute hier Patrick Schenk. Inhaltlich nimmt keiner von beiden irgendetwas zurück.

Hohmann droht: Die Juden sind ein »Tätervolk«, sobald jemand »das deutsche Volk« als »Tätervolk« bezeichnet.

Für Hohmann sind »die Deutschen« - von denen er »die Juden« rassistisch und völkisch scharf abgrenzt - die wahren Opfer der Geschichte. Zentrale Klage seiner Rede vom 3. Oktober 2003 ist die klassische Neonazi-Unterstellung:

»Die Deutschen als Tätervolk. Das ist ein Bild mit großer, international wirksamer Prägekraft geworden. Der Rest der Welt hat sich hingegen in der Rolle der Unschuldslämmer (...)« usw.11

Rache muß sein. Nach einer fanatisch-antisemitischen, nationalkonservativen, geschichtlich kenntnisfreien Suada über »jüdisch-bolschewistische Weltverbrechen« droht Hohmann:

»Daher könnte man Juden mit einiger Berechtigung als ‚Tätervolk' bezeichnen. Das mag erschreckend klingen. Es würde aber der gleichen Logik folgen, mit der man Deutsche als Tätervolk bezeichnet.« 12

Darum geht es. Nur wenn die Deutschen nicht als Tätervolk geschmäht werden, läßt er den Baseballschläger »jüdisches Tätervolk« im Schrank.

Die Nazis kamen von irgendwoher, denn die

»verheerenden und einzigartigen Untaten«

wurden von den armen Deutschen lediglich

»auf Hitlers Geheiß begangen«.13
»Daher sind weder ‚die Deutschen', noch ‚die Juden' ein Tätervolk.« 14

Denn nur darum geht es ihm. Hohmann:

»(...) wir haben also gesehen, daß der Vorwurf an die Deutschen schlechthin, ‚Tätervolk' zu sein, an der Sache vorbeigeht und unberechtigt ist.« 15

Karl Brozik von der Jewish Claims Conference beschwerte sich im Sommer 2001 beim damaligen Fraktionsvorsitzenden der CDU, Friedrich Merz:

»Herr Hohmann benutzt Formulierungen und Stereotypen, die bereits in der Weimarer Republik von Rechtsradikalen benutzt worden sind...«.

Merz ignorierte den Inhalt des Schreibens.16 Brozik hatte recht.

»Juden waren es, die den Marxismus erfanden, Juden sind es, die mit ihm die Welt zu revolutionieren versuchen«.

Josef Goebbels, September 1941

Die Deutschen sind, das ist Focus von Hohmanns Weltbild, die eigentlichen Opfer bis heute und nicht schuld an zwei Weltkriegen, an Shoa, KZ, Massenmord und Sklavenarbeit und niemals selbst verantwortlich für die Folgen ihrer Verbrechen. Hohmann spaltet seine zentrale These in mehrere Bausteine auf:
1995 sagte er:

»Hitler begann die Judenvernichtung im dritten Kriegsjahr. Damals beklagte fast jede deutsche Familie schon ein oder mehrere Opfer.«17

Die Juden sind keine Deutschen. Die »reinrassigen Deutschen« haben länger gelitten als »die Juden«.

1996 sagte er: Die deutsche Schuld ist eine

»angebliche deutsche Schuld«.18

Vor allem die deutschen Christen, darauf legt Hohmann besonderen Wert, waren keine Mörder. Auf Hohmanns Website fand sich bis vor kurzem ein Link zum Arbeitskreis Konservativer Christen (ACK), mit dem er eng kooperiert. Dort fand sich noch am 30. Oktober 2003:

»Von Mitgliedern des Zentralrates der Juden in Deutschland wird mittlerweile ein Rundumschlag gegen jede Partei der Bundesrepublik Deutschland geführt, deren Programm sich nicht auf das Kommunistische Manifest oder die gesellschaftszerstörende Weihe der Frankfurter Schule bezieht.« 19

Und:

»Es ist eine geschichtliche Tatsache, dass die Nationalsozialisten nicht nur Juden verfolgt haben, sondern auch andere Minderheiten, ja, sie haben vor eigenen missliebigen Landsleuten« - die also keine jüdische Deutschen sein konnten - »nicht halt gemacht. Nicht eine dieser Gruppen hat sich in einer ähnlichen Eindringlichkeit und Ausschließlichkeit wie die Juden zu dieser Verfolgung ausgesprochen.«20

Die Juden spielen sich als Opfer auf, hetzt Hohmann, aus Geldgier, sagt der Antisemit:

Auschwitz werde »instrumentalisiert«, »einmal als Druckmittel (...) für weitere finanzielle Leistungen«, »zum anderen«, um sich als »eine zahlenmäßig kaum wahrnehmbare Minderheit als Beckmesser über ein anderes Volk zu erheben.«
»Die Opferzahlen von Auschwitz« seien »mindestens achtfach überhöht«.21

So bleibt als eigentliches Opfer der deutsche Christ. Der Bau des Holocaust-Denkmals ist, hetzt Hohmanns Arbeitskreis Konservativer Christen, die

»Zementierung der Rache und Demütigung des Deutschen Volkes für immer.«22

Ohnehin sind die Juden selbst schuld am Antisemitismus.
So wirft Hohmann im November 2000 Paul Spiegel vor,

»das Klima zwischen Juden und Nichtjuden in Deutschland« »nachhaltig zu schädigen«.23

Deutsche sind auch Opfer von Zwangsarbeitern, die von den unschuldigen Deutschen Maßloses verlangen. Gern wütet Hohmann gegen Zwangsarbeiter, auch auf Einladung von Burschenschaften.24 Hohmann wirft Sklavenarbeitern

»wahrheitswidriges Übertreiben und übermäßiges Moralisieren«

vor. Er verlangt, - als Berichterstatter der CDU/CSU in der Frage der Entschädigung von Zwangsarbeitern -, dass sich die katholische Kirche nicht an der Entschädigung beteilige, da sonst

»unsere Kirche quasi durch die Hintertür auf die Anklagebank«

gesetzt werde.25 Die katholische Kirche hatte ja auch gar nichts mit dem Faschismus zu tun, da sei Papst Pius der Werweißichwievielte vor. Und die ehemaligen Zwangsarbeiter in katholischen Einrichtungen sind hoffentlich alle tot.

Auch in Sachen Zwang- und Sklavenarbeit sind vorzugsweise nichtjüdische Deutsche die Opfer. Die Bundesregierung, verlangte Hohmann 2003 in einer parlamentarischen Anfrage, solle sich vor allem für

»deutsche Zwangsarbeiter einsetzen«. 26

Denn

»Auch die deutsche Kriegsgeneration hat es verdient, dass ihre Leidensgeschichte nicht verdrängt wird.«27

Hohmann klagt:

»Morde an Deutschen« seien »Peanuts«, Morde durch Deutsche aber ‚Weltverbrechen’«.28

Die Deutschen, jedenfalls die deutschen Christen, hatten nichts mit dem NS-Faschismus zu tun. Denn, so Hohmann in einer Bundestagsrede am 13. April 2003:

»Auschwitz ist das Synonym für absolute Gottesferne«.29

Zwei

»gottlose totalitäre Ideologien«[NS-Faschismus und Kommunismus; J.D.]haben »zwei europäische Völker[Deutschland und Rußland; J.D.]in ihren Bann«

geschlagen, so Hohmann am 3.10.2000. Haben sie quasi verhext. Eigentlich sind die Juden selbst Nazis, zumindest die linken, revolutionären Juden sind in den Augen Hohmanns den Faschisten ähnlich. Kommunisten jüdischer Herkunft waren

»glühende Hasser jeglicher Religion. Ähnliches galt für die Nationalsozialisten.«

Zusammen werden sie als

»Gottlose mit ihren gottlosen Ideologien«

zum eigentlichen

»Tätervolk des letzten, blutigen Jahrhunderts.« 30

Da die Mehrheit der Deutschen Christen waren, können sie - in Hohmanns Logik - keine Faschisten sein. Aber die deutschen Mörder waren in überwältigender Mehrheit deutsche Christen, christliche Deutsche.

Für Rechtsextreme wie Martin Hohmann war die Wehrmacht eine Vereinigung von edlen Menschenfreunden. Die Wehrmachtsausstellung ist deshalb ein

»weiterer Tiefpunkt deutscher Selbstächtung«,

urteilt Hohmann im rechtsextremen Blatt Deutsche Militärzeitschrift (DMZ) in dem auch Jörg Schönbohm und Erika Steinbach regelmäßig Interviews geben.31

Überhaupt muß jetzt endlich ein Schlußstrich gezogen werden:

»Neurotisch«

sind für Hohmann die jungen Wissenschaftler, die

»auch noch die winzigsten Verästelungen der NS-Zeit«

erforschten. Heraus käme ein

»Übermaß der Wahrheiten«

das

»psychische Schäden« im »deutschen Volk«

anrichtet.32

[Teil I der Rede: Hier wurde die Rede abgebrochen, weil der Rednerin nur 10 Minuten Redezeit zugestanden wurden. Es folgt Teil II.]

Stern

Wird in der CDU/CSU-Fraktion ein Antisemit zu auffällig, wird er - erst nach einigem Druck - in den Umweltausschuß strafversetzt. Und erst dann, als der Druck der Medien zu stark wird, wurde Hohmann ausgeschlossen.

Roland Koch wird Martin Hohmann aus der Partei werfen. Der steht ihm zwar hautnah, seine Bundeskarriere steht Koch aber hautnäher.

Ich erinnere an Roland Kochs und der hessischen CDU infame Ausrede

»jüdische Vermächtnisse«

Ich erinnere an Roland Kochs Attacke, als Gewerkschafter Transparenz in Steuerfragen verlangten:

»Unternehmen werden verfolgt wie früher die Juden«.

Immer wenn es um Geld geht, fallen Roland Koch Juden ein und in einem Atemzug presst er durch diesen Vergleich den industriell organisierten Massenmord in Auschwitz auf das Gewaltniveau hessischer Steuerfahndung.

Regelmässig tritt Roland Koch im baden-württembergischen Studienzentrum Weikersheim auf, dem Scharnier zwischen rechtem CDU-Flügel, Nationalkonservativen und Faschisten. Koch ist in Nazi-Kreisen einer der angesehensten CDU-Funktionäre.

Die jüdische Gemeinde in Fulda erfuhr während der bundesweiten Kritik an Hohmann von allen Seiten »eisiges Schweigen«.33

Stern

Wie sagte der Stadtverordnete Wolfgang Hübner (BFF), noch im Sommer 2003 Bündnispartner von PDS und attac im Frankfurter Cross Border Leasing-Bündnis, [ÖkoLinX-ARL im Römer hatte sich deshalb entschieden, dem Bündnis nicht beizutreten] in einem über Martin Hohmanns Rede vom 3. Oktober diesen Jahres:

»Eine antisemitische Rede war es nicht.«34

Heute hat Wolfgang Hübner hier erneut erklärt, nach all den Argumenten der KritikerInnen, dass die Rede von Martin Hohmann keine antisemitische Rede gewesen und dass er darauf beharrt.
Er hat Hohmann damit zu entschuldigen gesucht, dass dieser dumm sei und nicht wisse was er sage. - Eine aufschlussreiche Äußerung über die sogenannte Führungsschicht in diesem Staat.

Hohmann war Kriminaloberrat beim BKA. Ist Major der Reserve. War CDU-Bundestagabgeordneter. Ein expliziter Antisemit. Und nur ein bisschen dumm.

Damit hat Hübner vor allem alles über sich gesagt.
Hübner ist kein unerfahrener Schuljunge.
Der Mann hat politische Erfahrung.
Hat eine politische Ausbildung.
Er ist Kulturredakteur bei einer Nachrichtenagentur.
Wenn der eine antisemitische Rede nicht erkennt, hängt er selbst antisemitischer Ideologie an.
Er propagiert einen verlogenen Antisemitismus ...

[An dieser Stelle erteilte mir der Stadtverordnetenvorsteher Bührmann (CDU) mal wieder eine Rüge. Hübner hatte vorher die Kritiker von Hohmann »Gesinnungsblockwarte« genannt. - In einem Ausschuß sogar von »Erschießungskommmmando« gesprochen. - Hübner hatte keine Rüge erhalten, die bekam er erst auf massive Proteste mehrerer Stadtverordneter mit Verspätung. Auf die Rüge von mir gab es Proteste, weil Bührmann behauptete, ich hätte Hübner einen »verlogenen Antisemiten« genannt. Kann auch sein. Aber alle Ohrenzeugen waren sich sicher, dass ich »verlogener Antisemitismus« gesagt hatte. Beides trifft.
Manfred Zieran, Fraktionsgeschäftsführer von ÖkoLinX-ARL im Römer, rief zu meiner Verteidigung dazwischen. Daraufhin wurde er von Bührmann aus dem Saal gewiesen. Er weigerte sich zu Recht, den Saal zu verlassen. Daraufhin unterbrach Bührmann die Parlamentssitzung und rief den Ältestenausschuss ein. Im Ältestenausschuß - der wie gesagt wegen der Zwischenrufe eines temperamentvollen Antifaschisten einberufen worden war und nicht wegen Hübners Verteidigung von Hohmann o. ä. - kritisierte ich das autoritäre Gebaren des Stadtverordnetenvorstehers Bührmann, seine permanenten Rügen gegen mich, selbst für die Benutzung des Begriffs »Euthanasie« und »Viererbande« wurde ich mehrfach verwarnt und in meinen Reden unterbrochen. Und vor allem kritisierte ich, dass die CDU, vertreten durch Bührmann, ausgerechnet da die Sitzung - und meine Rede - unterbrochen hatte, als ich Roland Koch und die hessische CDU und ihre rechtsextremen Verstrickungen angriff. SPD und Grüne kritisierten Bührmann. Bührmann schloß Manfred Zieran von der gesamten restlichen Sitzung aus - damit war die Fraktionsgeschäftsstelle von ÖkoLinX-ARL im Römer als einzige Fraktionsgeschäftsstelle nicht mehr vertreten. Den genauen Wortlaut des Ablaufs im Stadtparlament - der Ältestenausschuß wird nicht aufgezeichnet - kann mensch ab Ende Dezember dem Wortprotokoll im Internet entnehmen.]

Nun zu Patrick Schenk. Erster Akt, 6. November 2003:

»Hohmann hat ausgesprochen, was im Nachkriegsdeutschland des Jahres 2003 nicht - oder noch immer nicht - geäußert werden kann.«35

Schenk teilt Hohmanns Konstruktion vom

»jüdischen Volk«

- die zentrale antisemitische Stereotype in Hohmanns Text.
Er hält es, - wenn er nicht blöd ist, dann wider besseres Wissen -, für eine Entlastung, wenn Hohmann droht, nur wenn die Deutschen kein Tätervolk seien, seien die Juden auch keins.

Schenk, Zweiter und dritter Akt:
Wenn Patrick Schenk der Presse verteidigend erzählte, dass er in der Schule den NS dreimal rauf und runter durchgenommen habe, klingt das nicht wie Aufklärung sondern wie Immunisierung.

Schenks persönliche Erklärung vom 7. November 2003:
Es sei ihm nicht um eine

»inhaltliche Verteidigung der Aussagen von Herrn Hohmann«

gegangen, sagt er. Hohmanns Gleichsetzung der

»Verbrechen des Nationalsozialismus und den Handlungen jüdischer Bolschewisten«

sei falsch. Der Begriff

»Tätervolk«

verbiete sich. Seine Erklärung sei keine Unterstützung der Position von Hohmann gewesen. Die Diskussion habe ihm nicht gefallen und er trage keine Schuld am NS-Faschismus.

Aber das zentrale antisemitische Konstrukt vom jüdischen Volk nimmt Schenk nicht zurück. Schenk übernimmt mit der Unterscheidung von »deutschem« und »jüdischen Volk« die Logik der Nürnberger Rassengesetze und nicht nur die.
Er sülzt rum:

»ich möchte mich bei denen, deren Gefühle ich vielleicht verletzt haben könnte, entschuldigen.«

Motto: Ich äußere mich zwar antisemitisch, aber ich meine es nicht persönlich.

Schenk redet von »Gefühlen«, die er nicht verletzen wollte. Was ist mit dem Verstand? Mit der historischen Wahrheit? Und warum kneift Patrick Schenk jetzt plötzlich so auffällig, wenn es um die Inhalte von Hohmanns Rede und die eigene inhaltliche Solidarisierung geht?

Das ist die Erklärung eines versteckten Antisemiten, den seine Fraktionsführung in den Schwitzkasten genommen hat und der sich die Karriere nicht verbauen will. Und der bei seinem antisemitischen Standpunkt bleibt!

Schenk sagt nicht, was genau an Hohmanns Rede antisemitisch ist. Er sagt keinen inhaltlichen Satz warum er es heute anders sieht. Er dementiert seinen zentralen Satz nicht:

»Hohmann hat ausgesprochen, was im Nachkriegsdeutschland des Jahres 2003 nicht - oder noch immer nicht - geäußert werden kann.«

Der enthält die jüdische Weltverschwörung, die die deutschen Opfer am Aussprechen der Wahrheit hindere.

Patrick Schenk (CDU) und Wolfgang Hübner (BFF) müssen diese Stadtverordnetenversammlung verlassen.

- Beim Vortrag wurde diese Rede leicht gekürzt und aufgrund der Ereignisse in manchen Punkten modifiziert.


Anmerkungen:
1 Presseerklärung von MdB Martin Hohmann (CDU) v. 15.5.2003
2 Andrea Livnat »'Gerechtigkeit für Deutschland': Martin Hohmann zum Nationalfeiertag«, hagalil.com v. 28.10.2003
3 Presseerklärung von MdB Martin Hohmann (CDU) v. 31.7.2003
4 stern Nr. 47/2003, S. 48
5 Presseerklärung von MdB Martin Hohmann (CDU) v. 8.11.2002
6 Andrea Livnat a. a. O.
7 Jungle World Nr. 47 v. 12.11.2003
8 Martin Hohmann (MdB CDU) Rede am 3.10.2003 in Neuhof
9 zit. nach Focus 47 v. 17.11.2003
10 zit. nach htpp://www.Tagesschau.de v. 18.11.2003, 17.28 Uhr
11 Martin Hohmann (MdB CDU) Rede am 3.10.2003 in Neuhof
12 ebd.
13 ebd.
14 ebd.
15 ebd.
16 Jungle World N. 47 v. 12.11.2003
17 Martin Hohmann im Sammelband Kurswechsel, zit. nach Focus 47 v. 17.11.2003
18 Martin Hohmann (MdB CDU) Rede am 3.10.1996 in Neuhof, zit. nach: Der Spiegel 47 v. 17.11.2003
19 Herbert Gassen: Erklärung: Deutsche, Juden, Israel. 20.6.2002, Website des Arbeitskreises Konservativer Christen, 30.10.2003
20 ebd.
21 ebd.
22 stern 47/2003, S. 50
23 Andrea Livnat a. a. O.
24 Martin Hohmann: »Entschädigungszahlungen für Zwangsarbeiter«, http://www.rheinfranken.de/photoalbum/31-10-2000
25 Jungle World N. 47 v. 12.11.2003
26 Andrea Livnat a. a. O.
27 Presseerklärung von MdB Martin Hohmann (CDU) v. 11.4.2003
28 Presseerklärung von MdB Martin Hohmann (CDU) v. 14.3.2003
29 Bundestagsrede von Martin Hohmann (zu Protokoll gegeben) v. 13.4.2003
30 Alle Zitate aus: Martin Hohmann (MdB CDU) Rede am 3.10.2003 in Neuhof
31 stern 47/2003, S. 48
32 Alle Zitate aus: Martin Hohmann (MdB CDU) Rede am 3.10.2003 in Neuhof
33 Jungle World N. 47 v. 12.11.2003
34 Wolfgang Hübner, Leserbrief in: Frankfurter Neue Presse v. 10.11.2003
35 Patrick Schenk, Leserbrief in: Frankfurter Neue Presse v. 6.11.2003


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